Somnambule – Thomas Zika

Somnambule - Thomas Zika

The new exhibition of German artist Thomas Zika shows photographs with a waterfall of flower images, so it seems at first sight. When one looks more closely one discovers a very different world,  for these flowers only exist as printed or painted flowers.  It looks like a sublimation of flower in nature. The real flower blossoms, sometimes smells, but at a certain point fades away. The printed flowers stay  forever bright.

A life, without the existence of flowers either from trees or bushes, coming out of bulbs or just originated in the wild as a one day surprise, is unthinkable. Flowers form a necessary basis in nature. Without flowers there are no bees, no food and no growth. The chain of life is thus easily broken.  Another important aspect is the beauty of flowers.  Although they appear in a million forms, we love to look at flowers, always. They symbolize so many things for us that a list of them is infinite. Poems have been written, books, films, paintings from the beginning of mankind:  flowers form an important part of our life. One always feels a smile growing upon seeing a beautiful flower.

Thomas Zika knows all these aspects of flowers and therefore can freely compose his images before the camera eye in the darkroom, where silhouettes of flowers dance in different forms on different backgrounds. The photographs are handmade so to speak, blown into life in the play with negatives plunged in the chemicals of the darkroom.

Somnambule flowers, seeing  the works in the exhibition feels like walking in dreams, looking for the nicest flower or flower combination.  They are enchanting,  bringing the viewer in a state of mind where memory and reality flow into each other.  Immerse yourself in this prominent exhibition.

Images of the exhibition.

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Press anouncements.

Fotoexpositie

Photomagazine

Photo Q

Exhibitionist

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Text by Anna Zika.

Er sagt uns, wo die Blumen sind.

Neue Arbeiten von Thomas Zika

Der alttestamentarische Schöpfungsbericht legt uns nahe, den Beruf des Gärtners für eine der ältesten Beschäftigungen der Menschheitsgeschichte zu halten: mit dem Garten Eden formte Gottvater einen wünschenswerten Ort, der als „Paradies“ zum Urmotiv aller Sehnsüchte nach einer heilen, makellosen und wunderschönen natürlichen Umgebung geworden ist. Über die genaue botanische Beschaffenheit oder Zusammensetzung dieses Gartens erfahren wir indessen wenig: „die Erde brachte Gras hervor, Kraut, das Samen hervorbringt nach seiner Art, und Bäume, die Früchte tragen“. Das hört sich zunächst eher praktisch an, und von Blumen oder visuell attraktiven Zierpflanzen ist nicht die Rede. Aber bevor Gräser, Kräuter oder Bäume Früchte produzieren, blühen sie. Diese simple Naturbeobachtung hat möglicherweise dazu geführt, dass sich spätere Generationen das Paradies als wohlgestalteten Garten, eben als „Paradiesgärtlein“ vorstellten. Diese Imagination erreichte im Mittelalter einen bildnerischen Höhepunkt, u.a. mit dem Kölner Meister Stefan Lochner: seine Malerei versammelt eine Fülle identifizierbarer Zier- und Heilpflanzen, die sich ebenso als Zeichen für die Vergänglichkeit des irdischen Lebens deuten lassen (da sie in der Welt rasch verwelken) wie auch als Versprechen der Auferstehung (da sie im Paradies ewig blühen); in einem wechselseitigen Verweisungszusammenhang konnten Blumen wie vor allem die Rose oder die Lilie auch Symbole für die Jungfrau Maria oder den Gottessohn sein: bereits im Hohen Lied des Alten Testaments wird die himmlische Braut als eine Lilie, in anderen Übersetzungen als eine Rose ohne Dornen oder gar als ein ganzer verschlossener Garten (hortus conclusus) gepriesen. Insofern die himmlische Braut als Präfiguration, als Vorausdeutung der Heiligen Jungfrau verstanden wurde, konnte man die Blumensymbolik auf Maria, die reine Magd, mühelos übertragen. Eine weitere oft und gern dargestellte Blume, die Akelei, wurde, da die Form der Blüte an eine Taube erinnern soll, auch als „Taubenblume“ (engl. Colombine flower) bezeichnet und gilt daher als ein Symbol für den Heiligen Geist sowie, nach kabbalistischer Interpretaion als Bild für die immerwährende Anrufung Gottes. Der Nelke wurden verschiedene Heilwirkungen (u.a. Desinfektion, Gegengift oder Empfängnisförderung) zugesprochen; sie fand sich häufig auf Porträts von Brautleuten. Entsprechend schmückten auch einzelne Blüten dieser beliebten Pflanzen die Ränder von Stunden- und Gebetbüchern, Kalendarien, Evangelien oder Liederbüchern. Die christliche Bedeutung lebte noch bis ins Zeitalter der niederländischen Blumenstilleben fort: so war es auch Protestanten, die sich an das strenge Bilderverbot halten wollten, möglich, religiöse Aussagen ansprechend zu visualisieren. Zu jener Zeit, im 17. Jahrhundert, verselbständigte sich die Freude an schönen Blumen zum rein profanen Vergnügen: mit der Tulpenmanie erreichte die Begeisterung für exotische Setzlinge einen solchen Höhepunkt, dass die ausartenden Spekulationsgeschäfte mit den wertvollen Zwiebeln noch heute als Metapher für irrationale und/oder riskante Geschäfte gilt.

Wahrscheinlich gibt es anthropologisch plausiblere Erklärungen dafür, warum wir Blumen so mögen, als die resümierte kulturgeschichtliche Herleitung: z.B. dass wir konditioniert wurden, etwas schön zu finden, das uns ernährt – nach der einfachen Formel „was blüht, bringt vielleicht Eßbares hervor“. Jedenfalls erweist sich das Blumenmotiv als eines der beliebtesten Ornamente, die je bei der Gestaltung von Artefakten zum Einsatz kamen. U.a. bieten sie sich für das Design von zweidimensionalen Flächen, z.B. Textilien wie Kleiderstoffen, Teppichen und Vorhängen oder auch von Tapeten an. Selbst wenn zwischenzeitlich das Ornament als Verbrechen geschmäht wird – Blumen kommen nie völlig aus der Mode.

So fand Thomas Zika einen schier unerschöpflichen Vorrat an Blumenmustern und –darstellungen, die er in seiner Serie somnambule flowers würdigt. U.a. verwendete er Fragmente von Papiertapeten oder zierlichen Häkelspitzen als auch eigene Landschaftsaufnahmen als Ausgangspunkt für seine bildnerischen Assemblagen, in die er überdies echte Blumen und Blüten (sowie Wurzeln oder einzelne Blätter) integriert, bevor er die Materialkonstellationen mit der Großformatkamera fotografiert. Mit diesen hybriden Arrangements aktualisiert er nicht nur den Schöpfungsmythos vom Garten Eden; subtil werden einige Kompositionen mit „Schönheitsköniginnen“ aus den Magazinwelten der 1950er und 60er Jahre bevölkert; Pilze hinterlassen ihre Spuren als ornamentale Lamellenabdrücke; sie repräsentieren das wesenhafte Reich zwischen Tieren und Pflanzen und vervollständigen damit die Daseinsvielfalt, die u.a. auch durch Federn von Goldfasanen oder Schlangenhäuten zitiert wird.

Zikas Werkgruppe erörtert überdies Besonderheiten des „Photographie“ als eines Darstellungsmodus und als eines Welterklärungsmodells, bei dem Plan und Zufall gleichermaßen eine Rolle spielen. Pflanzensilhouetten, die sich – im Kamerabalgen platziert – wie von selbst zur Anschauung bringen, reflektieren die Anfänge der Photo-Geschichte, z.B. die photogenen Experimente von Henry Fox Talbot (Pencil of Nature).

Formal betören und verwirren die leuchtkräftigen Bilder von Thomas Zika durch das – in der fertigen Fotografie – verunklärte Layering der verschiedenen Bildebenen. Deren Zusammenfügen stellt einen eigenen Schöpfungsakt dar: ähnlich wie sich ein Renaissancekünstler als Zoographos verstand, als nachgestaltender Schöpfer von Lebendigem mit den Mitteln der Malerei[1], erweist Thomas Zika den gestaltenden Prinzipien von Chaos und Ordnung sowie von Kombinatorik und Rekombinatorik Referenz. Doch nicht nur das: er assoziiert auch das Urprinzip, das jede Schöpfung erhält, der Zyklus von Leben und Tod, von Entstehen und Vergehen – und zwar sowohl auf der biologischen als auch auf der kulturellen Ebene: beispielsweise kommen Blumen als schmückende und symbolische Beigaben sowohl bei Hochzeiten als auch bei Beerdigungen zum Einsatz; Pilze können beim Verzehr tödliche Wirkung entfalten oder – als Halluzinogene – neue Vorstellungswelten eröffnen.

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[1] Vgl. Hans Belting, Florenz und Bagdad, eine westöstliche Geschichte des Blicks, München 2008, S. 78.